Weckruf für die Pferdewirtschaft - wie schlecht ist die Lage?
Die Pferdewirtschaft in Deutschland sieht sich aktuell mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die nicht nur die Betriebe selbst, sondern auch die gesamte Branche stark belasten. Zu den gravierendsten Problemen zählen Bürokratie, hohe Steuern, steigende Energiekosten sowie hohe Kosten für die Pferdegesundheit und Tierschutz. Im Folgenden werden diese Aspekte genauer beleuchtet.
1. Bürokratie als Hemmnis
Die Pferdewirtschaft ist stark von bürokratischen Anforderungen betroffen. Dazu gehören:
- Genehmigungen: Viele Betriebe sind verpflichtet, umfangreiche Genehmigungen für den Betrieb von Ställen, Reitplätzen oder Veranstaltungen zu beantragen. Dies kann zeitaufwendig und kostspielig sein.
- Auflagen: Strenge Umweltauflagen und Tierschutzbestimmungen erhöhen den bürokratischen Aufwand und die Kosten für die Betriebe.
Beispiel
Ein Reitbetrieb, der eine Reitveranstaltung organisieren möchte, muss möglicherweise zahlreiche Genehmigungen einholen, was nicht nur Zeit, sondern auch erhebliche finanzielle Ressourcen beansprucht. Diese bürokratischen Hürden können dazu führen, dass viele Betriebe ihre Angebote zurückfahren oder ganz aufgeben.
2. Hohe Steuern
Die steuerliche Belastung stellt ein weiteres großes Problem für die Pferdebetriebe dar:
- Gewerbesteuer: Kleinere Betriebe haben oft Schwierigkeiten, die Gewerbesteuer zu stemmen, was ihre wirtschaftliche Situation zusätzlich belastet.
- Umsatzsteuer: Viele Dienstleistungen im Reitsport sind umsatzsteuerpflichtig, was die Preise für Endkunden erhöht und den Wettbewerb verzerrt.
Beispiel
Ein Stallbetreiber, der Reitstunden anbietet, muss die Umsatzsteuer in seine Preisgestaltung einbeziehen. Dies kann ihn im Wettbewerb mit nicht-steuerpflichtigen Anbietern benachteiligen und somit die Kundenauswahl einschränken.
3. Steigende Energiekosten
Die Energiekosten haben in den letzten Jahren stark zugenommen, was für viele Pferdebetriebe eine erhebliche Belastung darstellt. Zu den Kosten gehören:
- Stromkosten: Diese entstehen für Beleuchtung, Heizung und Wasserbedarf, die für den Betrieb unerlässlich sind.
- Heizkosten: was die Kosten weiter in die Höhe treibt.
Beispiel
Ein Pferdebetrieb mit 20 Pferden kann monatliche Energiekosten von mehreren hundert Euro erwarten, was die Rentabilität des Betriebs stark beeinflusst.
4. Hohe Kosten für Pferdegesundheit und Tierschutz
Die Aufwendungen für die Gesundheit der Pferde und den Tierschutz sind ebenfalls signifikant und stellen eine große finanzielle Belastung für die Betriebe dar. Zu diesen Kosten gehören:
- Tierarztkosten: Regelmäßige Kontrollen, Impfungen und Notfallbehandlungen können schnell hohe Beträge erreichen.
- Behandlungen: Therapeutische Maßnahmen wie Physiotherapie oder alternative Heilmethoden sind oft notwendig, um das Wohlbefinden der Tiere zu gewährleisten.
- Tierschutzmaßnahmen: Die Einhaltung von Tierschutzstandards erfordert zusätzliche Investitionen in Unterbringung, Futterqualität und Pflege.
Beispiel
Ein Pferdebetrieb, der mehrere Tiere hält, kann jährlich Tausende Euro für Impfungen, regelmäßige tierärztliche Untersuchungen und spezielle Behandlungen aufwenden, was die finanzielle Belastung weiter erhöht.
5. Drohende Pleitewelle
Die Kombination aus Bürokratie, hohen Steuern, steigenden Energiekosten und hohen Kosten für die Pferdegesundheit führt dazu, dass viele Betriebe in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Die drohende Pleitewelle ist eine ernsthafte Bedrohung, insbesondere für kleine und mittlere Betriebe, die oft weniger finanzielle Puffer haben.
Lösungsansätze
Um die oben genannten Herausforderungen anzugehen, sind verschiedene Maßnahmen notwendig:
1. Lobbyarbeit
Eine stärkere Vertretung der Interessen der Pferdewirtschaft auf politischer Ebene kann helfen, bürokratische Hürden abzubauen und steuerliche Entlastungen zu erreichen. Verbände und Interessenvertretungen spielen hierbei eine zentrale Rolle.
2. Effizienzsteigerung in der Betriebsführung
Betriebe sollten prüfen, wie sie ihre internen Abläufe effizienter gestalten können, um Kosten zu senken. Dazu gehören unter anderem:
- Optimierung der Ressourcen: Durch bessere Planung und Verwaltung der Futter- und Energieressourcen können Kosten gesenkt werden.
- Kooperationsmodelle: Betriebe können sich zusammenschließen, um gemeinsame Einkäufe zu tätigen und so Kosten zu sparen.
3. Gemeinsame Energieprojekte
Pferdebetriebe könnten sich zusammenschließen, um gemeinsam in erneuerbare Energien zu investieren, zum Beispiel in Solaranlagen. Dies könnte langfristig die Energiekosten senken und die Betriebsführung wirtschaftlicher gestalten.
4. Betriebsberatung durch erfahrene Experten
Eine weitere sinnvolle Lösung ist die Inanspruchnahme von Betriebsberatung durch erfahrene Unternehmensberater. Ein herausragendes Beispiel ist Ulrich Schmelzer von Horse Consult Schmelzer. Mit über 45 Jahren Erfahrung in der Pferdebranche kennt er die Herausforderungen und Chancen aus der Praxis. Er hat bereits über 100 Betriebe erfolgreich umstrukturiert und kann maßgeschneiderte Lösungen anbieten, um die Effizienz zu steigern und die Rentabilität zu erhöhen.
5. Alternativen Heilmethoden und gesunde Ernährung
Ein weiterer Lösungsansatz könnte ein Umdenken in der Gesundheitsversorgung der Pferde sein. Weg von der Schulmedizin und hin zu alternativen Heilmethoden sowie einer gesunden Ernährung. Dazu gehören:
- Naturheilkunde: Einsatz von homöopathischen Mitteln, Akupunktur oder anderen alternativen Therapien, die oft kostengünstiger und weniger invasiv sind.
- Ernährungsberatung: Die Optimierung der Fütterung kann das allgemeine Wohlbefinden der Pferde verbessern und so den Bedarf an teuren tierärztlichen Behandlungen reduzieren.
Beispiel
Ein Pferdebetrieb, der auf alternative Heilmethoden und eine ausgewogene Ernährung setzt, könnte die Gesundheit der Tiere langfristig stabilisieren und gleichzeitig die Kosten für Tierarztbesuche und Behandlungen reduzieren.
Fazit
Die Pferdewirtschaft in Deutschland steht vor erheblichen Herausforderungen, die durch Bürokratie, hohe Steuern, steigende Energiekosten und hohe Kosten für Pferdegesundheit und Tierschutz verstärkt werden. Um diese Probleme anzugehen, sind gezielte Maßnahmen erforderlich, wie Lobbyarbeit, Effizienzsteigerungen, gemeinschaftliche Energieprojekte, professionelle Betriebsberatung und die Förderung alternativer Heilmethoden. Nur durch eine Kombination dieser Ansätze kann die Branche stabilisiert und die drohende Pleitewelle abgewendet werden.