Generationswechsel im Pferdestall – Die Übergabe von Pferdebetrieben

Generationswechsel im Pferdestall – Die Übergabe von Pferdebetrieben

Hofübergabe, Betriebsübergabe und Nachfolge von Pferdebetrieben - Betriebsübernahme für die Zukunft planen!

Das Thema Generationswechsel ist für viele Reitanlagen und Pferdehofbetreiber so wichtig wie noch nie, denn aktuell stehen etwa zwei Drittel aller Pferdebetriebe in Deutschland, deren Betreiber 55 Jahre und älter sind, vor einem Generationswechsel und haben das Problem einen geeigneten Nachfolger zu finden. Vor allem wenn der Betrieb nicht durch Familienmitglieder weitergeführt werden soll oder kann.

Während 2010 der Anteil der 35- bis 45-Jährigen noch bei guten 24,5 Prozent lag, zählten 2016 nur noch 17,3 Prozent der Betriebsinhaber zu dieser Altersgruppe. Im gleichen Zeitraum hat sich aber der Anteil der 55- bis 65-jährigen um 4,7 Prozentpunkte auf 31,3 Prozent erhöht. Nimmt man noch die Betriebsinhaber hinzu, die über 65 Jahre alt sind (8,2 Prozent), dann sind fast vier von zehn Betreiber 55 Jahre oder älter. 45 Jahre oder jünger ist dagegen nur noch jeder vierte Betriebsinhaber.

Oft ist es für die bisherigen Inhaber schwierig  ihr Lebenswerk, das sie sich mit viel Fleiß, Idealismus und Herzblut aufgebaut haben, abzugeben. Dabei ist die sachlich begründete Betriebsübergabe aus Altersgründen  ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensführung und eine biografisch bedingte Notwendigkeit.

Neben der Möglichkeit den Betrieb an die nächste Generation zu übergeben, muss aber auch die innere Bereitschaft  vorhanden sein, die bisherige Hauptbeschäftigung loszulassen und sich einem neuen Schwerpunkt im Leben zu widmen. Nur dadurch bekommt der Nachfolger als Existenzgründer  eine Chance, bewährte Strategien weiterzuführen und aber auch die eigenen Vorstellungen zu verwirklichen und dabei neue Konzepte auszuprobieren um sich den laufenden Veränderungen am Markt anzupassen.  So ist es für die junge Generation möglich, Marktnischen zu besetzten um sich gegenüber der Konkurrenz behaupten zu können.   Gerade in den Bereichen moderne Pferdehaltung zum Tierwohl ist es wichtig, mit der Zeit zu gehen und  den Anschluss nicht  zu verpassen, damit der Betrieb auch zukünftig rentabel bewirtschaftet werden kann.

Betriebsübernahme PferdebetriebeFür den bisherigen Betriebsinhaber hat die Entscheidung zur Übergabe des Hofes eine große Tragweite, der in der Regel ein langer Überlegungsprozess vorausgeht. Da es hierbei um die weitere persönliche Existenz und die künftigen Versorgungsleistungen geht, ist eine fachkundige Beratung und Begleitung in der Übergangsphase sinnvoll, damit Fehler  (die Ärger bringen und viel Geld kosten können) vermieden werden.

Zunächst muss anhand gewisser Kennzahlen der genaue Wert des Betriebes und gegebenenfalls der Immobilie ermittelt werden, um entscheiden zu können, welche Art der Übergabe am ehesten zu den persönlichen Verhältnissen des jetzigen Betreibers passt und die sinnvollste Lösung darstellt. Wenn es sich bei dem Hof um eine Immobilie handelt, die sich im Eigentum des Betreibers befindet bieten sich folgende Möglichkeiten zur Übergabe an:

Verpachtung: Übergabe des gesamten  Betriebes für eine festgeschriebene Zeit gegen Zahlung eines monatlichen oder jährlichen Pachtzinses, der meistens im Verhältnis zu den erwarteten Umsätzen berechnet wird. Der Unterschied zwischen einer Verpachtung und einer Vermietung besteht darin, dass bei der Verpachtung eine Gewinnerzielungsabsicht des Pächters vorliegt.

Teilverpachtung: Bei dieser Variante wird lediglich ein gewisser Teil des Betriebes (z.B. Stalltrakt, Reithalle, Wirtschaftsgebäude oder ähnliches) verpachtet, wodurch der Pächter kein uneingeschränktes Nutzungsrecht des gesamten Betriebes erhält.

Erbpacht: Diese Art des Pachtens wurde in Deutschland abgeschafft. Allerdings stehen immer noch etliche Pferdebetriebe auf Erbpachtflächen. Bis zum Jahr 1990 war es möglich, Grundstücke für einen Zeitraum von 45 bis 99 Jahren (oft von der Kirche oder von Gemeinden) zu pachten und auch zu bebauen. Die darauf errichteten Gebäude konnten von den Eigentümern  sowohl verkauft als auch weiter vererbt werden, während die Pachtdauer nach Ablauf entsprechend verlängert werden musste.

Leibrente: Der Nachfolger wird sofort Eigentümer des Betriebes mit allen Rechten und Pflichten. Er wird als neuer Eigentümer ins Grundbuch eingetragen. Der ehemalige Betriebsinhaber erhält in der Regel ein lebenslanges Wohnrecht und eine monatliche Ratenzahlung (Leibrente), deren Höhe sich aus dem Wert der Immobilie berechnet. Die Laufzeit der Rentenzahlung wird meistens auf 15-20 Jahre festgelegt. Dies Variante gibt dem Betriebsnachfolger die Möglichkeit Investitionen in dem Betrieb zu tätigen und sie mit einer Grundschuld abzusichern.

Verkauf: Bei dieser am häufigsten praktizierten Möglichkeit der Übergabe wird der ganze Betrieb, oft mit dem gesamten Inventar, an den Nachfolger verkauft, der dadurch die Möglichkeit von Investitionsförderungen erhält.

Egal für welche Variante sich die Parteien entscheiden, ist es unumgänglich, dass die Betriebsübergabe vertraglich geregelt wird, um spätere Unstimmigkeiten von vornherein zu vermeiden.

Die Art der Übergabe und der künftigen Bewirtschaftung ist natürlich auch für den Nachfolger sehr wichtig, da die allermeisten Existenzgründer noch nicht über  finanziellen Möglichkeiten verfügen, einen Betrieb zu kaufen, zumal in vielen Fällen zu den Anschaffungskosten noch Modernisierungs-, Umbau- oder Erweiterungskosten hinzukommen.

Hofübergabe PferdehofWenn der Betrieb verkauft werden soll, ist ein professionell erstellter, aussagekräftiger Businessplan die Grundvoraussetzung  für den Jungunternehmer, damit er die Möglichkeit erhält, je nach Betriebsform, neben einem Kapitalmarktdarlehen zusätzliche Förderungen in Form von speziellen Existenzgründungsdarlehen, Agrarinvestitionsförderungen, oder anderen  staatlichen Zuschüssen zum Kauf des Betriebes zu erhalten. Zur Absicherung dieser staatlichen finanziellen Starthilfen werden von den Banken langfristige Pachtverträge der bewirtschafteten Flächen , oder Grundschulden für ein Hypothekendarlehen verlangt. Auch in diesem Punkt ist es für den Jungunternehmer von Vorteil, sich von einem erfahrenen Beratungsunternehmen helfen zu lassen.

Trotz des großen Bedarfs finden Betriebsinhaber die Ihren Hof übergeben möchten und interessierte Existenzgründer oft nur schwer zueinander. Neben einer entsprechenden ausreichenden fachlichen Qualifikation und dem Willen seine eigenen Ziele und Vorstellungen zu verwirklichen, ist ein gewisser Unternehmergeist der Betriebsgründer notwendig, um einen Pferdebetrieb in der heutigen Zeit erfolgreich zu bewirtschaften.

Damit die Übergabe des Pferdebetriebes möglichst reibungslos klappt und  zu einem Gewinn für alle Beteiligten wird, können folgende Tipps hilfreich sein:

  • Rechtzeitig mit der Suche eines geeigneten Nachfolgers im Internet, in Hofbörsen, in Fachzeitschriften, an Meisterschulen, oder Universitäten beginnen
  • Klare und eindeutige Verträge zur Pacht und Bewirtschaftung ausarbeiten lassen
  • Übergabe durch Verkauf oder Leibrente müssen notariell geschlossen werden
  • Deutliche Abgrenzung der künftigen Kompetenzen des alten und des neuen Betreibers
  • Zeitplan der einzelnen Schritte und Bereiche der Übergabe schriftlich fixieren.

Zur Realisierung des Vorhabens ist es sinnvoll, dass der Einsteiger und künftige Betriebsinhaber rechtzeitig alle notwendige Unterlagen zur Kreditanfragen erarbeitet und zusammenstellt. Dabei ist ein fachlich fundiertes und betriebswirtschaftlich korrektes, aussagekräftiges Betriebskonzept (Businessplan) inklusive Entwicklungs- und Liquiditätsplan, der wichtigste Punkt.

Betriebsübernahmen und Existenzgründungen (egal mit welchem Schwerpunkt) müssen in den Pferdebetrieben so selbstverständlich werden wie in anderen Branchen. Wenn das öffentlich anerkannt wird, dann werden sich noch mehr Menschen Existenzgründungen zutrauen und auch noch mehr Betriebsinhaber mobilisiert, die ihr Lebenswerk gerne in jüngere Hände, auch außerhalb der Familien geben.  

Auf der Seite der Neugründer besteht oftmals noch Bedarf an Selbstklärung und Orientierung: Stimmt die Motivation, welche Wünsche verbinde ich mit der eigenen Existenz? Wird eine mögliche Zusammenarbeit mit den Altbetreibern funktionieren? Ist meine eigene Qualifikation ausreichend?

Betriebsübergabe PferdebetriebeDiese und andere Fragen müssen beantwortet werden, damit der Einstieg erfolgreich gelingen kann. Auf der anderen Seite muss auch berücksichtigt werden, dass in der Pferdebranche eine Existenzgründung wesentlich stärker an eine bereits vorhandene  Betriebsstelle gebunden ist als in anderen Branchen.

Die Suche nach einem konkreten Standort ist daher für  Existenzgründungen elementar. Die Wahl des richtigen Ortes fällt den jungen Menschen oft nicht leicht. Sie ist aber grundlegend, um am Markt bestehen zu können. Bei einem Pensionspferdebetrieb oder einer Reitschule ist ein gutes Einzugsgebiet, am Besten  in Stadtnähe, eine Grundvoraussetzung zum Erfolg, während ein Zucht- und Aufzuchtbetrieb am ehesten im ländlichen Bereich angesiedelt ist.

Die Übernahme oder Neugründung setzen neben einer umfangreichen Qualifikation auch viel Mut und Optimismus  voraus, ebenso wie einen Blick nach vorn!

Ulrich Schmelzer - Horse Consult Schmelzer

Für Ihre Fragen bin ich gerne für Sie da!

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Weitere Infos: Betriebsübernamhme von Pferdebetrieben


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